Rund 400 Taufkirchner Bürger*innen versammelten sich bei schönstem Wetter am 3. März auf dem Rathausplatz in Taufkirchen, um unter dem Motto “Taufkirchen ist bunt” für Vielfalt und Demokratie zu demonstrieren.
Anlass für die Demo war ein gleichzeitig im Kultur- und Kongresszentrum (KuK) stattfindendes sogenanntes “Achtsamkeitsseminar” des rechten Verschwörungstheoretikers Daniele Ganser. Nach früheren Auftritten der AfD an dieser Stelle war das ein weiteres Mal, dass rechtsextremes Gedankengut im KuK verbreitet werden durfte – jedes Mal begleitet von Protesten von Grünen und der SPD.
Aufgeschreckt durch die in letzter Zeit bekannt gewordenen Deportationsphantasien der AfD, die immer gewalttätigere Sprache und die Bedrohungen von Demokraten fand sich diesmal ein breiteres Bündnis, das sich an der Kundgebung beteiligte.
Neben den Ortsverbänden der Grünen, der SPD und der FDP, die die Demo organisierten, unterstützten die Veranstaltung auch der SV-DJK, die Nachbarschaftshilfe, die Volkshochschule, der katholische Pfarrverband sowie der Interkulturelle Garten und die Demokratieverstärker.
Im Organisationsteam waren die Grünen mit den Gemeinderät*innen Rudi Schwab und Gabi Zaglauer-Swoboda vertreten.
Es gab Reden von Vertretern der drei beteiligten Parteien, für die Grünen sprach Claudia Köhler, Landtagsabgeordnete aus der Nachbargemeinde Unterhaching. Die anderen Vereine und Organisationen repräsentierte auf der Bühne der Vorsitzende des SV-DJK Michael Schaub.
Alle Redner setzten sich mit Leidenschaft für eine demokratische, vielfältige und tolerante Gesellschaft ein und wandten sich gegen Gewalt und Bedrohungen.
Einer der Höhepunkte dieses Nachmittags war der Auftritt des Kabarettisten Christian Springer, der bereits am Abend vorher in Taufkirchen beim Starkbieranstich aufgetreten war. So konnte er gleich zwei Seiten von Taufkirchen kennenlernen. Am Vorabend das Dorf Taufkirchen, in dem sich all die alten Strukturen und Traditionen erhalten haben und wo er von manchen als zu links empfunden wurde. Und am nächsten Tag das weltoffene, stadtnahe Taufkirchen, mit Menschen aus über hundert Herkunftsländern, mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und unterschiedlicher Religionen, deren Gemeinsamkeit an diesem Tag der Glaube an den Wert von Demokratie und Toleranz war.
Auch die mitreißende Musik der Band Buck Roger & The Sidetrackers trug zur guten Laune des Publikums bei.
Sehr schade war allerdings, dass sich weder Freie Wähler und CSU noch die Gemeinde mit dem ersten Bürgermeister Ullrich Sander mit diesen gemeinsamen Zielen identifizieren wollten. Trotz mehrfacher Anfragen zogen sie es vor, der Demo fernzubleiben. Nur der 2. Bürgermeister Michael Lilienthal erläuterte aus Sicht der Gemeinde, wie es zu der Veranstaltung von Ganser im KuK kommen konnte.
Ganz offensichtlich zählen die Bürger*innen, die sich an diesem Tag auf dem Rathausplatz versammelten, nicht wirklich zu dem, was man bei CSU, Freien Wählern und der Rathausspitze als “Mein Taufkirchen” versteht, wie man auch schon aus der Neujahrsansprache des Bürgermeisters heraushören konnte. Zu wenig konservativ, zu wenig “Dorf”, zu vielfältig und tolerant, zu wenig Landbesitz, und weit und breit kein einziger Traktor. Mit Ausnahme von einem: Der fuhr zweimal als eine Art Gegendemonstration mit entsprechenden Parolen an der Versammlung vorbei. Aber wir müssen dankbar sein. Außer im übertragenen Sinn wurde immerhin kein Mist abgeladen.
Wir werden weitermachen, wir werden wachsam sein. Wenn Rechtsextreme wieder Raum in dieser Gemeinde bekommen, um ihre antidemokratischen, intoleranten und inhumanen Thesen zu verbreiten, stehen wir wieder auf der Straße – zusammen mit all den unterschiedlichen Organisationen, die für Demokratie einstehen. Und jeder, dem diese Ziele wichtig sind, ist eingeladen mitzumachen.
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