Die Willy-Messerschmitt-Straße und das KZ-Außenlager Ottobrunn

Studenten der Technischen Universität München (TUM) sind derzeit dabei die Ehrungen von Unterstützern des NS-Regimes durch Saalnamen in der Uni und Ehrendoktortiteln zu hinterfragen.
Für die Grünen in Taufkirchen ein Anlass, die noch viel größere Ehrung durch die Benennung einer wichtigen Straße nach Willy Messerschmitt erneut zu hinterfragen.
Hier geht es um einen Mann, der seit 1933 Mitglied der NSDAP und Wehrwirtschaftsführer war, dessen Unternehmen als “Nationalsozialistischer Musterbetrieb” ausgezeichnet wurde und der in seiner Firma ca. 12 000 Häftlinge in verschiedenen Außenlagern des KZs Dachau und anderer als Zwangsarbeiter beschäftigte. Im Juni 1943 bedankte sich der führende Rüstungsindustrielle Willy Messerschmitt bei dem Kommandanten des Konzentrationslagers Dachau, Martin Weiß, für das erstmalige Überlassen von über 2.700 KZ-Häftlingen. Dadurch seien „beträchtliche Leistungssteigerungen“ in der Produktion erzielt worden, er hoffe auf „immer engere Zusammenarbeit“.
Nach Kriegsende fand Willy Messerschmitt Aufnahme bei dem faschistischen Diktator Franco und baute in Spanien weiterhin Flugzeuge.
Für besonders zynisch halten wir diese Namensgebung, weil sich die jetzige Willy- Messerschmidt-Straße in der Nähe zweier Nationalsozialistischer Arbeitslager befindet: dem Außenlager Ottobrunn des KZ Dachau und einem Kriegsgefangenenlager. Das Außenlager Ottobrunn war durchschnittlich mit 400 Häftlingen belegt, die ebenso wie die Kriegsgefangenen für die Luftfahrtforschungsanstalt München arbeiten und leiden mussten.
Die Bedingungen im Außenlager Ottobrunn unterschieden sich nicht von den Bedingungen in anderen Lagern, auch wenn dort keine Todesfälle registriert wurden. Die Häftlinge wurden einfach „rechtzeitig“ in das Zentrallager Dachau mit seinem Krematorium verlegt.
An dem Standort wirken heute weltweit operierende Unternehmen überwiegend der Rüstungsindustrie. Hier soll ein neuer Luft- und Raumfahrtcampus entstehen. Herzstück des Campus wird die neue Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie der TUM sein. Im Endausbau soll die Fakultät mit bis zu 4.000 Studierenden zur größten ihrer Art in Europa werden. Ein solch belasteter Straßenname ist mit Sicherheit nicht dazu geeignet für internationales Prestige zu sorgen.
Die Grünen werden diese Thematik im Gemeinderat erneut zur Sprache bringen.
Gabi Zaglauer-Swoboda
Rudi Schwab

Zum Weiterlesen:
Martin Wolf, Verdrängt. Das Außenlager des KZ Dachau in Ottobrunn, als PDF über die homepage des Gymnasiums Ottobrunn

Geschichte / Sozialkunde

Zum Weiterschauen und für eine erweiterte Perspektive:
From camp to campus. Video

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